Zum Teil war er in dieser Zeit euphorisch und voller Schaffenskraft, es entstanden Sommerbildern voller Lebendigkeit, gegen Ende aber, als die Insel im November keine anderen Gäste mehr beherbergte, machte ihn die lange Trennung von seiner Frau Ada auch melancholisch und einsam, seine Bilder wurden schwerer, düsterer.
Er malte das wilde Meer und die Dünen, Wolken am Himmel wie mächtige Finger, aber auch Badegäste und Kinder am Strand sowie ausdrucksstarke Portraits und immer wieder die Blumen, die Ada ihm schickte. Als Begründer des Expressionismus nicht nach der Natur, sondern in leuchtenden Farben entsprechend seiner persönlichen Wahrnehmung und mit Überzeichnungen ins Phantastische und Traumhafte.
Zu den Bildern zitierte der Referent spannende Details aus der auf vier Bände angelegten Selbstbiographie von Nolde, aus dem Briefwechsel des Ehepaars sowie aus den Aufzeichnungen der Pensionswirtin Clara Tiedemann. So erfuhren wir auch, dass Ada sehr eifersüchtig war auf das Modell Margarete Turgel, die sich nach anfänglicher Weigerung – für Nolde als Künstler absolut unverständlich – dann doch als Akt am Strand von ihm malen ließ.
Schon zu Beginn seiner Karriere war Emil Nolde sehr geschäftstüchtig und verdiente viel Geld mit dem Verkauf von humoristischen Bergpostkarten, die in seiner Schweizer Zeit entstanden waren und eine Auflage von 10.000 Stück erreichten. Als 60jähriger war er international als großer Maler anerkannt und berühmt. In der Nazi-Zeit wollte er unbedingt als „arischer Maler“ anerkannt werden, wurde dann aber in der Ausstellung für entartete Kunst gezeigt und hatte bis 1945 Malverbot. Am Ende seines Lebens bewies er wiederum finanziellen Weitblick, gründete seine Stiftung und legte 12 Werke als unverkäuflich fest, alle anderen Bilder sollen über Verkäufe dem Erhalt des Museums in seinem Haus in Seebüll dienen.
Dr. Garbrecht war acht Jahre lang Kurator dieses Museums und stellte in dieser Zeit nach der Vorstellung des Stiftungsrates die Weichen ins 21. Jahrhundert, was für ihn sehr spannend gewesen ist. Vorübergehend gab es sogar eine Dependance des Museums in Berlin.
Bei den abschließenden Fragen erfuhren wir weitere Hintergründe zur Stiftung und hörten auch noch, dass Nolde wohl ein großes Ego hatte, dem es auf die eigene Wirkung als bedeutender Künstler ankam, weshalb er eben nicht Teil der damals entstehenden Vereinigungen wie die „Brücke“ sein wollte. Konrad wies dann hin auf die nahezu brutal anmutenden, aber großartigen religiösen Bilder von Nolde, in denen er Kraft und Macht biblischer Szenen darstellt.
Zwar haben wir schon zwei Angebote für Clubreisen – wenn Reisen mal wieder möglich ist – doch am Ende des Abends konnten sich bestimmt viele von uns auch eine gemeinsame Reise zum Museum in Seebüll vorstellen.
Ein Dankeschön in Form einer Flasche Champagner Rosé ging an Dr. Garbrecht für vier großartige und sehr unterschiedliche ZOOM-Vorträge in diesem Lions-Jahr, die so lebendig waren, dass man fast vergessen konnte, dass wir uns ja „nur“ online getroffen haben. (Text Claudia)